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© Die Ökologie des Menschen.

© Die Ökologie des Menschen.

Der Mensch: zwischen Selbstoptimierung und Erschöpfung zerrissen?

Das Wort #Nachhaltigkeit hat seine Popularität in vielen Disziplinen erreicht, auch wenn seine Begriffsversuche stets vage bleiben. Um der Klarheit wie auch einem interdisziplinären Austausch zur Nachhaltigkeit beizutragen haben die Karlshochschule und FairAntwortung am 21. Mai 2017 bereits zum zweiten Mal den Nachhaltigkeitscamp organisiert, bei dem diverse Aspekte von Nachhaltigkeit beleuchtet worden sind. Ob die Sustainability 4.0, wie sie Prof. André Reichel beschrieben, in Verbindung mit ‚Sharing Economy‘, ‚Commons Economy‘ und ‚Circular Economy‘ gebracht und in diverse Phasen der Entwicklung aufgeteilt hat. Oder nachhaltige Unternehmensführung, von Themen wie das der digitalen Führung, Digitalisierung in der Medienwelt, der Mobilität oder Projektmanagement gefolgt, haben sich sie alle nebst der Nachhaltigkeit über eins einigen können: die Transparenz. Ob diese in der Tat in allen Feldern garantiert werden kann, beobachten wir populistische Stimmungen in etlichen Regionen der Welt und die Ausnutzung der emotionalen (postfaktischen) bleibt dabei zuerst zu diskutieren.

Persönlich habe ich wie auch in 2016 das Thema „Die Ökologie des Menschen. Der Mensch: zwischen Selbstoptimierung und Erschöpfung zerrissen? ©“ aufgegriffen und zwar nachdem das letzte Jahr dazu genutzt wurde, dieses zu recherchieren, in unterschiedlichen Formaten auszudiskutieren und auch Lösungsansätze für einen ökologischen Umgang mit einem Selbst wie auch mit anderen Menschen zu entwickeln. Die kurze Reise war sehr bereichernd, wenn auch keine leichte Kost.
Rückblick: Der Hintergrund der Idee liegt in der Beobachtung, dass während wir uns in dem gesamten Nachhaltigkeitsdiskurs intensiv mit Themen wie Umgang mit endlichen Ressourcen, Rettung der Lebensmittel, Ökostrom und -Banken bis hin zu Gemeinwohl-Ökonomie befassen, das Thema der Ökologie des Menschen seltener vorkommt (zumeist im Kontext der Resilienz). Dabei scheinen die menschlichen Beziehungen und Interaktionen, mit sich selbst wie mit der (belebten wie unbelebten) Umwelt und dazugehörigen Mitmenschen, nicht nur vor dem Hintergrund der steigenden Arbeitsbelastung und Überforderung mehr Aufmerksamkeit zu verdienen. Der Vertrauensverlust in die politische wie wirtschaftliche Dimension der Staatsführung (unter anderem) lässt sich kaum zu Hause lassen, wenn wir uns auf den Weg zur Arbeit, Schule oder Verein machen. Wie geht es daher denjenigen, die die o.g. Systeme ausmachen, mehr oder minder demokratische und nachhaltige Strukturen in Unternehmen wie in der Gesellschaft kreieren und auch die Zukunft gestalten oder doch, einfach beobachten werden?

Während wir uns letztes Jahr zusammen mit ca. 30 Teilnehmenden bei dem Barcamp auf den Weg gemacht haben, die Chancen und Gefahren von Tendenzen wie die Selbstoptimierung auf einer und die steigende Vernachlässigung der eigenen Entwicklung auf anderen Seite einzuschätzen, fokussierten wir uns dieses Jahr auf das Thema Wertschätzung und ihre Bedeutung für den Menschen. Ob innerlich getrieben oder von der äußeren Anerkennung abhängig, wie wir diese primär in der privaten Welt und der Familie erleben und anschließend in der Arbeitswelt, in der digitalen – privaten wie öffentlichen – Welt fortsetzen (insbesondere bei jungen Menschen, die mit Smartphone aufwachen, schlafen gehen und dieses auch im Laufe des Tages exzessiv nutzen) scheint sich eine Tendenz entwickelt zu haben, bei der insbesondere die äußere Rückmeldung groß geschrieben wird (vgl. Aktion Blauer Wall).
Dabei könnte man/frau denken, dass jedem Menschen die Wahl (u.a.) zur Verfügung steht, sich zwischen einem fortschreitenden Verlust von Freiheit (z.B. zugunsten einer digital gesteuerten Lebensführung, in der Intuition keinen Raum mehr hat) oder doch der persönlichen Entwicklung zu entscheiden, in der die konditionierte Ruhelosigkeit der sogenannten Screenagers mit Prozessen wie Selbstachtsamkeit und ethischer Individualismus besänftigt werden können. Ist es dennoch so, dass wir frei in unserer Entscheidung sind? Ohne diverse Entwicklungen zu hinterfragen, können wir manche Konditionierung zu Ungunsten der menschlichen Ökologie erst gar nicht erkennen. Daher freute es umso mehr, dass wie viele der Teilnehmenden des Barcamps nach einer kritischen Auseinandersetzung z.B. mit eigener Selbstoptimierung suchten.

Während unserer Diskussion wurde auch klar, dass trotz der steigenden Individualisierung die Wahrnehmung der gesellschaftlichen Herausforderungen weiter entwickelt wird und neben dem „Ich“ auch das „Wir“ seine Chance hat, d.h. immer mehr Verantwortung für das Gegenüber entwickelt werden kann, die keinesfalls dem Bild unten entspricht und dennoch die in der Position „Mit Gefühl in der Wirtschaft“ von Tania Singer und Matthieu Ricard gesammelten Forschungsergebnisse bestätigt. Und seitens der jüngeren Teilnehmenden unter der Bedingung angenommen wird, dass die Verantwortung als keine Pflicht empfunden wird …

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