„Die Auswahl“ von Brigitte Hermann
ISBN 978-3-527-50864-8Folgend den technologischen, wirtschaftlichen wie auch gesellschaftlichen Entwicklungsprozessen unserer Zeit erlebt auch der Arbeitsmarkt und seine AkteurInnen hautnah eine Auseinandersetzung mit deren Effekten. Transdisziplinäre, intergenerationale, internationale und kurzweilige Projektteams, permanent präsente Flexibilität und Digitalisierung der Arbeits- und Lebensräume sind nur wenige davon und ihre Auswirkungen weder durchgehend erforscht noch den AkteurInnen annähernd bekannt. Diesen Umstand will Brigitte Herrmann mit ihrem Buch „Die Auswahl “, das im Frühling 2016 beim Wiley Verlag erschienen ist, ein Stück weit verändern und die Potenziale aller Beteiligten noch mehr ins Licht rücken. Dazu greift die langjährige Talentsucherin und Beraterin auf ihre Expertise als auch ihre Zuversicht in die Wirksamkeit des Individuums zurück, die von diversen Studien zu individuellen Entwicklungsmöglichkeiten und Karrierewegen flankiert werden. Gewissenhaft und fokussiert schwenkt die Autorin ihren Blick auf die Herausforderungen der Arbeitswelt hinsichtlich der Personalauswahl und der Nachhaltigkeit dieser. Im Ergebnis finden Sie in ihrem Buch - ob als ein/e PersonalentscheiderIn, ein/e KandidatIn oder ein/e Business Coach im Auswahlverfahren aktiv - etliche Anregungen zu:
# eigener Haltung und Methodik der unternehmerischen Auswahl von KandidatInnen, die Ihr Unternehmen auch künftig tragen können werden,
# stärkenorientierter Positionierung auf dem Arbeitnehmermarkt oder auch
# einem Perspektivenwechsel und den Blick in den Alltag der PersonalerInnen.
Inhaltlich betrachtet ...
Mal aus meinr Perspektive (es handelt sich hier um ein Beispiel der Rezensentin) Stellen Sie sich vor, in wenigen Minuten ein Gespräch mit zwei KandidatInnen für eine Führungsposition in Ihrem Unternehmen durchführen zu müssen. Lassen Sie uns annehmen, dass Sie keine Fotografien von den beiden Personen erhalten haben und aus den Bewerbungsunterlagen dieser eine ähnliche Kompetenz hervorgeht. Nun betreten Sie den Besprechungsraum und begrüßen den ersten Kandidaten: ein junger Mann, helles und gut frisiertes Haar, grauer Anzug und strahlendes Gesicht, durch klare und tiefe Töne seiner Begrüßung unterstrichen. Sie führen das Gespräch durch, sind vielleicht von seinem Selbstbewusstsein und all seiner internationalen Erfahrung angetan (?) Ein paar Minuten nach dem ersten Gespräch erscheint die zweite Kandidatin: eine etwas ältere Frau, im Kopftuch und etwas korpulent, ein langes Kleid und leise Stimme erklimmen aus ihrem freundlichen Gesicht. Das Gespräch verläuft ..., ja wie? Wie offen sind Sie noch, wie neugierig die Potenziale dieser Person zu erkunden? Wer hat nun bessere Chancen aus Ihrer Perspektive, diese Position in Ihrem Unternehmen zu übernehmen?
Absichtlich plakativ, wenn nicht sogar heftig, oder? Dabei könnten wir das Bild bezogen auf das soziale Geschlecht, das Gewicht, die Kleidung oder die Lebenserfahrung, die Nation, die Religion oder auch die sexuelle Vorliebe beliebig verändern. Fest steht, dass wir alle mit Bildern ausgestattet sind, die unsere Wahrnehmung stark (positiv wie negativ) beeinflussen und auch unsere GesprächspartnerInnen z.B. um ihre Einstellungschancen berauben. Und zwar ohne dass wir stets darüber im Klaren sind. Um dem entgegenzusteuern führt Brigitte Herrmann am Anfang ihres Buches eine Analyse des Rekrutierungsmarktes (Teil I) in Deutschland durch. Die dort gefundenen Engpässe, unter anderem eben in Form von stereotypen Denken und Handeln (sowohl intern wie nach außen), von unklarer Kommunikation, Ausschreibungen wie Zuständigkeiten, als auch Verschlossenheit gegenüber Diversität und Quereinstieg will sie mit Selbstreflexion der PersonalerInnen und ganzer Unternehmensführung hin bis zu dem Überdenken des Arbeitgebermarkts zum Arbeitnehmermarkt (Teil II) auflösen. Und zwar auf Augenhöhe, die neben einem respektvollen Umgang miteinander Transparenz, Partizipation und Symmetrie der Kräfte zu pflegen weiß.
Die Notwendigkeit eines solchen Wandels begründet die Autorin zum einen mit der Alterung unserer Gesellschaft und dem Mehr-Generationen-Mix in der Arbeitswelt. Das (begrüßenswert, wenn auch noch nicht flächendeckend steigende) Bewusstsein der jüngeren Generation über ihre Ziele, Stärken wie auch Potenziale, die sie in ihrer Aufgabe verwirklichen will, ist dabei nicht immer einfach mit den Erfahrungswerten der älteren KollegInnen zu integrieren. Zum anderen sei die Technologisierung die Grundlage (und Chance zugleich) einer bewussten (Paradigmen-) Veränderung, die sich auch in der Arbeitswelt durchzieht und noch besser genutzt werden könnte. Wie? Neben der populären Initiativen wie der Dokumentarfilm „Augenhöhe“, Publikationen zu „Unternehmensdemokratie“ oder „Neuer Arbeit“ (´New Work´), nennt Brigitte Herrmann ein paar weitere Initiativen und erfolgreiche Projekte, damit auch Wege für eine wertschätzende = wertschöpfende Haltung (Teil III) als zukunftsweisend in der Welt der Personalauswahl. Es werden außerdem konkrete Handlungsempfehlungen, präventive Maßnahmen und sowohl Selbst- als auch gegenseitiger Respekt genannt, der einer kooperativen Begegnung und einer passenden Suche und Auswahl von MitarbeiterInnen dienen können. Nicht nur das, laut der Überzeugung der Autorin können diese Faktoren die intrinsische Motivation und diverse Potenziale der adäquat eingesetzten Menschen auch nach der Besetzung einer konkreten Stelle ausleben lassen. Was in den aktuellen Verfahren und Methodenauswahl nicht immer der Fall sei. Als besonders hilfreich werden hierfür u.a. Positive Psychologie, das Konzept des Charakters, der Signaturstärken oder das Humanpotentialförderndes Personalmanagement erwähnt, die durch Unternehmen integriert zu einem Mehrwert auf dem Arbeitnehmermarkt führen können.
Der Eindruck während und nach der Lektüre?
Leicht geschrieben und authentisch! Mit vielen praktischen Beispielen ausgefüllt, die das fesselnde Potenzial aufweisen und den Leserkreis mit konkreten Bildern zu den jeweiligen Arbeitsstellen und Menschen hin begleiten, bestätigt die Lektüre diverse Erfahrungen und Überzeugungen der erwähnten AdressatInnen. Ihr Mehrwert besteht dennoch darin, zum Nachdenken anzuregen, wenn man/frau die Auswahlverfahren und die Betreuung von MitarbeiterInnen nachhaltig und klug gestalten will. Dabei unter-stützend wirkt nicht nur der Einblick in die unterschiedlichen Perspektiven und den Alltag der AkteurInnen, sondern auch die dargestellte Methodenvielfalt. Die wenige Kritik an das Buch dürfte die anklingende Idealisierung von Individualisierung in der Arbeitswelt (vgl. hierzu die Forschung von Cornelia Koppetsch) als auch der Ausmaß der verwendeten Anglizismen erfahren.
Abschließend möge ein Zitat, welches auch in dem Buch verwendet worden ist, „Die Auswahl“ zusammenfassen: „Jeder ist ein Genie. Wenn Du aber einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben glauben, dass er dumm ist “ (Albert Einstein). In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine spannende Lektüre und gelungene Auswahl! Am besten per Buch7 die soziale Buchhandlung online.
„Alle Macht für niemand. Der Aufbruch der Unternehmensdemokraten“ von Andreas Zeuch
ISBNKönnen Sie sich eine Arbeitswelt vorstellen, in der Sie sich und anderen Menschen wahrhaftig zuhören, Ihre und deren Kreativität fördern und entlang der daraus gewonnenen Erkentnisse diese Welt mitgestalten? Eine Welt, in der Ihre Eigenverantwortung und Selbstbestimmung auf der einen und die Corporate Social Responsibility und Mitbestimmung auf der anderen Seite den unternehmerischen wie privaten Alltag gemeinschaftlich kreieren lassen? Mit Raum für Ambiguität und Fehler, für Entwicklung und Genuss? Klingt traumhaft, oder?
ndreas Zeuch nimmt die LeserInnen seines neuen Buches "Alle Macht für niemand. Aufbruch der Unternehmensdemokraten" auf solch eine Reise mit und zeigt, wie manche Unternehmen diese zur Realität gemacht haben. Leicht, mit Schwung und Zuversicht liefert er Beweise dafür, wie unsere Unternehmen demokratisiert werden können und Menschen in ihrer Arbeit ihre Stärken eher ausleben und glücklich werden können, als ihnen das (kritische) Denken abgesprochen oder für übel gehalten wird. In einer anschaulichen Form schildert Zeuch zugleich, wie die Notwendigkeit der Kooperation und Verständigung begriffen und salonfähig wird, wie sie die Existenz mancher Unternehmen rettet und worauf es sich lohnt, bei Demokratisierung von Unternehmen zu achten. Ein sehr empfehlenswertes Werk für alle, die die Zukunftsvisionen unserer Arbeitswelt nicht nur beobachten, sondern auch gestalten wollen.
„Business Coaching: Wie man Menschen wirksam unterstützt und sich als Coach erfolgreih am Markt etabliert“ von Silvia Richter-Kaupp, Gerold Brand und Volker Kalmbacher
ISBNWie die tägliche Arbeit von Silvia Richter-Kaupp, so zeichnet sich auch ihr Buch "Business Coaching" durch Qualität, Struktur und praxisorientierte Anwendung diverser Werkzeuge aus. Ein/e erfahrene Coach findet in diesem Werk einen Impuls zur Überprüfung der eigenen Methodik und Ethik, und kann eventuell neue Wekrzeuge erlernen. Jemand, der sich gerade in die Welt des Business Coachings begibt, bekommt durch die Lektüre des Buches eine solide Vorbereitung und Stütze, die man/frau in der vielfältigen Praxis als Orientierung betrachten kann.
Die Kollegen Volker Kalmbacher und Gerold Braun bereichern das Buch um die Aspekte der Haltung und zwar in zweierlei Hinsicht: wie kann ein/e Business Coach achtsam mit sich selbst und mit den KlientInnen umgehen (Achtsamkeit), wie kann man/frau den Markt betreten und die eigenen Stärken auf die Bedürfnisse der KlientInnen so zuschneiden und anbieten, dass deren Interaktionen zur Weiterentwicklung und Bereicherung führen.
Summa summarum ein sehr empfehlenswertes Werk für Alle, denen Qualität und langfristige Entwicklung wichtig sind, zu dem man/frau mit Freude hin und wieder zurückkehrt.
„Das Stückwerk der Liebe“ von Paul Lahninger
ISBNIn diesem Werk greift er dennoch auf seine weitere Kompetenzen zu: sich literarisch auszudrücken. Auf dieser gemeinsamen Reise wird eine Begegnung mit dem eigenen Ich möglich; ein Ich, welch durch Geschichte und Sozialisierung bestückt und mehrdimensional bleibt. Als postmoderner Mensch begegnen wir dort aber auch der Geschichte einer österreischen Familie, die die Geschichte der eigenen Familie in einem neuen Licht betrachten und die systemischen Wirkung in derer Kreisen erkennen lassen.
Berührend und verständnisvoll, einfach schön.
„Was wirklich zählt! Leistung, Leidenschaft und Leichtigkeit für Top-Führungskräfte“ vo Gudrun Happich
ISBNInsbesondere vor dem Hintergrund des systemisch-konstruktivistischen Gedankenguts ein spannender Titel, der sofort vor der Frage stellt: Wer das „wirklich“ und das „zählen“ definiert und wie der Leser oder die Klientin die unterschiedlich dimensionierte Interaktion auf die eigene Wirklichkeitskonstruktion beeinflussen lässt.
Was die Protagonisten des Buches anbelangt, wird dieser Einfluss relativ schnell geklärt: Samt all den Kompetenzen, die die Autorin durch ihre Sozialisierung in einem Familienunternehmen und langjährige Führungserfahrung erworben hat, begibt sie sich auf die Reise, Menschen in Führungspositionen hin zu ihrer Zufriedenheit zu begleiten. Und überlässt ihnen dabei (überwiegend) auch die Eigenverantwortung, welchen Weg sie dahin wählen und mit welcher Methode aus der bunten Palette auswählen.
Was in an ihrer Arbeit besonders schätze ist, dass Gudrun Happich ihre Helden durch den Prozess der „Wirklichkeitskonstruktion“ geduldig und wertschätzend begleitet; dass sie ihnen viel Zuversicht und Akzeptanz für alles, was ist, schenkt. Durch diese Haltung und klare Struktur sowie Hartnäckigkeit in der Methodik unterstützt sie die Ansprache aller Intelligenzzentren, die in der nachhaltigen Etablierung von neuen Gedanken-Wegen unabdingbar sind.
Besonders spannend finde ich in dem Ratgeber die erwähnten Methodenvielfalt. Daher würde ich den Artikel u.a.wegen ihrer genauen und strukturierten Beschreibung vor allem den westlich geprägten Autodidakten unter den Führungskräften, die sich weiterentwickeln und den Business Coachen, die ihren Methodenkoffer bereichern möchten, sehr empfehlen.
Wovon ich mir weniger gewünscht hätte, wären die sich wiederholenden Beschreibungen.