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Mediation Moves

Im Herbst 2018 hat an der Europa Universität Viadrina in Frankfurt Oder die Konferenz mediation moves stattgefunden, die sowohl eine partizipative Auseinandersetzung mit diversen Aspekten von Mediation ermöglichte als auch eine Auftaktveranstaltung zu einer Bewegung gewesen ist, die Mediation im breiteren Sinne wirksam sieht.

Besonders an der von Prof. Dr. Ulla Gläßer und ihrem engagierten Team organisierten Konferenz war zunächst die Vorbereitungsrunde, bei der wir – die ReferentInnen während der Konferenz – in einem kleinen, polnischen und mir persönlich noch aus der Kindheit und Jugend besonders bekannten – Ort zwei Tage lang miteinander arbeiten und lachten konnten. Eine andere Besonderheit brachte die Tatsache mit, dass wir uns bereits aus diversen mediativen Kontexten kannten, daher uns wieder sehen und intensiv zusammenarbeiten konnten. Zuzüglich dessen, dass wir trotz – oder gerade wegen – der Mehrsprachigkeit und Interkulturalität sensu largo einen bereichernden Austausch bezüglich der Konferenzgestaltung und mediativen Entwicklung in der Welt genoßen. Auch die Moderation vonseiten Ulla Gläßer und Monia ben Larbi und zwar entlang der Theorie U nach Otto Scharmer war eine pure Freude. Die Früchte der Vorbereitungszeit haben wir während der Konferenz mit den TeilnehmerInnen aus unterschiedlichen Ländern und Disziplinen teilen und vermehren können. Neben der Beiträge im Plenum wurden etliche Werkstätte angeboten, darunter eine von Prof. Dr. Lin Adrian, Prof. Dr. Nancy Welsh und mir, die die Erforschung von Mediation (primär im ODR Bereich) und meine, die das Thema der © Ökologie des Menschen in der neuen Arbeitswelt* fokussierte.

Insgesamt ist für mich mit dieser Initiative ein Traum in Erfüllung gegangen, entlang welchen Menschen unterschiedlicher generationalen, disziplinären, ethnischen, nationalen, kulturellen sensu largo Provenienz miteinander in Dialog gehen und Entwicklungen anregen können, die wiederum eine gesellschaftliche Relevanz gewinnen. Dass dies an einem Ort wie Frankfurt Oder zustande kam, von dem viele Jahre meiner Kindheit der Heimatort Słubice getrennt war und wir hiermit einen kleinen Beitrag zu der gemeinsamen Geschichte leisten konnten, ist einfach großartig. Danke dafür!

Das Projekt geht übrigens weiter und im Herbst 2020 ist eine Publikation aus der Konferenz zu erwarten als auch neue Ideen der mediativen Bewegung zu wünschen.

*Die neue Arbeitswelt als eine der Konsequenzen der geo-politischen, technologischen und sozialen Veränderungen beeinflusst nicht nur die Organisationen, sondern auch Menschen, die darin arbeiten sehr stark. Welche Einflüsse sind es und wie können mediative Ansätze bzw. MediatorInnen diese auffangen, schauen wir uns in diesem Werkstatt gemeinsam an.

Elder Mediation

Silberne Gesellschaft – eine deren deutlich ältere Bevölkerung sich immer länger einer guten Gesundheit erfreut, den individuellen Träumen in der letzten Lebensphase nachgehen kann, aber auch deutlich mehr Herausforderungen zu bewältigen hat. Als MediatorInnen vor allem aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bemühen wir uns diese im Bezug auf Konflikte aufzufangen und nach Lösungen Ausschau zu halten. 

Trauer und Traurigkeit, Schweigen und … manchmal auch Ärger? 

Auch wenn die meisten Menschen immer länger leben und wir mittlerweile eine friedliche „graue Revolution“ (celebrating aging ) erleben, eines Tages wird jede/r vom Tod aufgesucht … 

Ein Gedanke, der beängstigen kann. Und verständlich einen offenen Dialog über das Thema Alterung, Krankheit und Tod erschweren kann. Viele Herausforderungen kommen auf einen Menschen zu, naht oder kam der Tod, häufig mit einer langen Erkrankung verbunden. Unabhängig davon, ob er plötzlich oder erwartet erschien, werden wir von Trauer und häufig auch von Hilflosigkeit erfüllt. Und dabei nicht nur mit der Endgültigkeit des von uns geliebten Menschen, sondern auch mit der eigenen Endgültigkeit und Hilflosigkeit konfrontiert. Außer diesen Gefühlen werden nicht selten auch andere erweckt, bleiben nach dem Tod eines Familienmitglieds Themen ungeregelt, dessen Konsequenzen das Leben der Hinterbliebenen beeinflussen. 

Vor diesem Hintergrund wird es deutlich, wie wichtig es ist, sich mit den oben genannten Themen bewusst auseinanderzusetzen. Sich und den Familienangehörigen aus der gefühlten Ohnmacht zu verhelfen und eine erfreuliche als auch konstruktive Gestaltung der Zeit (die der Familie zum Beispiel in Pflegesituation gemeinsam bleibt) oder aber einen friedlichen Abschied, zu unterstützen. 

Und ähnlich wie die Schmerzbewältigung nicht unbedingt alleine bestritten werden muss, können schwierigen Themen in professioneller Begleitung von unparteilichen Dritten besprochen und Konflikte friedlich beigelegt werden. Solche Dritte können hier MediatorInnen sein, die Menschen bei Konflikten im Zusammenhang mit der Pflege oder mit dem Tod eines Familienmitglieds, wie zum Beispiel Umgang mit der Erbe oder mit der Unternehmensnachfolge – begleiten. Und beim Bedarf an weitere Beratungswege hinweisen. 

Elder Mediation ist eine auf Konflikte zwischen den Generationen und auf unterschiedliche weitere altersbedingte Konflikte fokussierte außergerichtliche Streitbeilegung, die Menschen dabei unterstützt, die schwierigen Themen zur Zufriedenheit aller Beteiligten respektvoll und außergerichtlich zu lösen. Dabei werden sowohl Themen der häuslichen oder externen Pflege und Aufteilung dieser unter Familienangehörigen, als auch die Themen der Erbschaft oder Unternehmensnachfolge behandelt. 

Persönliche Note als Mediatorin begleite ich Menschen in Konfliktsituationen, wenn sie dem gerichtlichen Weg ausweichen und eine zukunfts- und beziehungsorientierte Lösung generieren wollen. Dabei beobachte ich, dass (unter anderem) gerade wenn es um das Thema Abschied und Trauer geht und auch einen Schritt davor, wo vielleicht noch ein Dialog möglich und notwendig wäre, es häufig schwierig wird, einen konstruktiven Dialog zu gestalten. Die Regelung der Pflege, der familiären Beziehungen und/oder der finanziellen Angelegenheiten fordern die Familienmitglieder häufig nicht nur vor dem Tod eines Elternteils sondern auch danach stark heraus. Und nicht selten führen sie auch zu Konflikten, die neben dem eigentlichen Abschied des Verstorbenen die gesamte Familie belasten. Und ohne eine konstruktive Lösung sicherlich weiter ziehen (eskalieren) werden.  

Um eben in diesen krisenhaften Prozessen präventiv und auch kurativ zu unter-stützen, wirken an vielen Stellen aus-gebildete MediatorInnen, die die Familien bei dem Prozess der o.g. Regelungen aber auch bei der Übergabe von Familienunternehmen begleiten. Solche MediatorInnen finden Sie unter dem Begriff „Elder Mediation“ bundesweit (s. Arbeitsgruppe des Bundesverbandes Mediation e.V. ), in der Schweiz (v.a. in an der BFH in Bern , em. Prof. Yvonne Hofstetter-Rogger) und in Karlsruhe Arbeitsgemeinschaft Mediation e.V.

Besuchen Sie diese Webseite und erfahren in Zukunft noch mehr über die Herausforderungen von Familien, in denen nicht nur die altersbedingten (und intergenerationalen), die nationalen, sondern auch die religiösen Unterschiede Konfliktpotenziale mitbringen und wie Mediatorinnen die Familien dabei unterstützen diese Konfliktpotenziale in Chancen eines Wachstums umzuwandeln. Außerdem: Welche Vorteile die „graue Revolution“ und welche Ängste sowohl die älteren Menschen als auch deren Familien mit den fortschreitenden Jahren bekommen und wie sie mit diesen umgehen können.

Mit besten Grüßen, 

Dr. iur. Katarzyna Schubert-Panecka

PSS. Vom 2. bis 5. Mai 2016 hat in Linz der 8. EM Weltkongress  stattgefunden, zu dem Sie auf der genannten Webseite ein paar Rückblicke finden können.